Zeit zum analysieren… ein Versuch…

Nun ist schon wieder eine Ewigkeit vergangen, seit meinem letzten Eintrag, aber dieses Jahr haben sich einfach die Prioritäten noch mehr zugunsten der Karriere in der Klinik entwickelt, als noch mehr Energie und Aufwand in meinen so geliebten Sport zu investieren. Ich bin nun im letzten Jahr meines Facharztes zum Plastischen Chirurgen angelangt. Langsam wird es ernst. Die Erwartungen an einer Uniklinik sind nicht leicht zu erfüllen, all diejenigen, all diejenigen, die mit im Boot sitzen, und die anderen Chirurgen können sich wahrscheinlich auch vorstellen was ein Universitätsprofessor von seinen Angestellten erwartet – zu recht. Ist es doch meine eigene Entscheidung wo ich arbeite. Und die Entscheidung an einer Uni zu bleiben beinhaltet eben auch das „kleine“ bisschen an MEHR. MEHR bedeutet nicht zwischen 7 und 18 Uhr, sondern „Mehr“ bedeutet eben mehr im Sinne von Forschung im Labor oder in der Klinik. Der Spruch „Karriere wird nach 18 Uhr gemacht“ – kommt ja nicht von ungefähr…

Gut das war die Einleitung für einen etwas nachdenklichen Blogeintrag, der nun folgt… Und ich freu mich über Rückmeldung, Anregungen, Ratschläge und Empfehlungen  – denn derzeit bin ich etwas ratlos.

Fünfeinhalb Jahre habe ich nun schon hinter mir und versuche den Spagat zwischen Chirurgie und Triathlon hinzubekommen. Ehrlicherweise ging es auch ziemlich gut die letzten Jahre, so dass es keinen Grund gab etwas zu ändern. Aber bereits Ende des letzten (sehr erfolgreichen) Triathlonjahres (Sieg in Saalfelden beim 111er, Deutsche Meisterin der Ärzte und Apotheker, Sieg beim Powerman in Ulm und noch ein paar andere sehr gute Top 3 Platzierungen (wie z. B. in Erding letztes Jahr)) habe ich gemerkt, dass es mir nicht mehr möglich ist Leistung bei einem lang geplanten Wettkampf (z. B. beim Halbmarathon auf Mallorca) auf den Punkt abzurufen. Ich bin teilweise Freitagabends bei einem 10k TDL schneller bzw. gleichschnell gelaufen wie bei einem 10km Laufwettkampf. Diese wenigen Ereignisse haben im ersten Moment zur maximalen Enttäuschung geführt und in weiterer Folge auch zu einer Unzufriedenheit, die mich zum Nachdenken bewegt hat. Fragen wie „warum mache ich das hier freiwillig“ – insbesondere nach einer mega-harten Arbeitswoche nach der ich Freitag abends einfach nur noch total kaputt um 23:30 ins Bett falle um das Schlafdefizit nachzuholen, welches ich mir durch „fünf Tage in Folge 6h30 Schlaf“ eingefahren habe. An einem freien Wochenende (was ja auch nur jedes 2. Wochenende vorkommt) also noch schnell einen Wettkampf. Dabei geht meine Energie bereits hauptsächlich in die Aufgabe jeden Tag im OP den Patienten, meinen Oberärzten und – allen voran – meinem Chef zu beweisen, dass ich die Stelle verdient habe, und darin mich täglich zu bemühen es allen recht zu machen und vor allem maximale Konzentration im OP mit maximalen handwerklichem Geschick zu leisten. Teilweise habe ich nach einer 3-stündigen OP mehr Hunger, als wenn ich einen 20km Dauerlauf gemacht habe. Das Alles sollte mir zu denken geben, wenn man 5 Tage „Wettkampf“ im übertragenden Sinne hat, ob es dann überhaupt noch einen „echten Wettkampf“ , für den ich auch noch Geld bezahle, braucht? JA das brauche ich. Aber nur unter der Prämisse, dass ich im Anschluss zufrieden nach hause gehe. Mit einem Lächeln ins Ziel komme und stolz bin auf das was ich geleistet habe. Aber eben dies habe ich im Jahr 2017 noch nicht ein einziges Mal verspürt. Mein Entschluss das Training seit März nun etwas entspannter angehen zu lassen und je nach Klinikalltag eben mehr oder weniger intensiv zu trainieren, lässt mich sicher den Alltag etwas entspannter erleben, aber ist das tatsächlich der Grund für die mangelnden Erfolge am Wettkampftag? Schließlich habe ich trotzdem weiterhin trainiert. Und auch genug „harte“ Einheiten gemacht (zumindest was das Laufen anbelangt). Irgendwie habe ich das Gefühl einfach den Kampfgeist total verloren zu haben über die fünfeinhalb Jahre. Dieses Quäntchen sich schinden …ist derzeit nicht mehr abrufbar. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Last auf den Schultern exponentiell zugenommen hat in meiner Laufbahn als Chirurgin, die Dienste noch anspruchsvoller werden, weil ich mittlerweile nach den Oberärzten die „Älteste“ bin und nicht mehr zum Hakenhalten da bin. Und auch nachts sehr wichtige Entscheidungen selbst treffen muss. Zudem noch die Nachtschichten in der Notaufnahme, die ich niemandem wünsche. Die letzte z. B. vergangenen Freitag, von 16:30 bis 9:00 – es sind übrigens alle mal herzlich dazu eingeladen das mal mitzumachen ;-). Sicher denken jetzt viele warum mir das jetzt erst auffällt und das es (wie oben beschrieben) ja meine freie Entscheidung war bzw. ist. Und JA das ist es auch. Und genau deshalb habe ich auch entschieden mein Training und die Wettkämpfe zu reduzieren um mich nicht vollkommen ins Abseits zu katapultieren. Und ich liebe meinen Beruf und der Alltag macht – trotz der Strapazen der langen OPs und Kliniktage – riesig Spaß. Dennoch bin ich irgendwie enttäuscht von mir selber, dass mir der „Wums“ in den Beinen fehlt und der „Wettkampfmodus“ verlorengegangen ist. Und das ist leider kein Gefühl, sondern wissenschaftlich durch die netten Wattwerte an den Pedalen bewiesen – hat eben alles seine Vor– und Nachteile ;-).

Naja nun sitze ich hier um 23:30 hellwach. Und bin nicht sicher wofür diese langen Wettkampftage und der damit verbundene Aufwand noch gut sind. Früher haben die Wettkämpfe mich beflügelt und mir positive Energie für den krassen Kontrast zum Arbeitsalltag gegeben. Jetzt bin ich traurig und unzufrieden… Nicht mit einer Platzierung per se, sondern mit den schwachen Performance meinerseits im Vergleich zu dem was ich schon mal abrufen konnte… Mal schauen. Vermutlich ist das nur eine Phase und mit dem nächsten Erfolg – wann auch immer das ist – vielleicht bei meinem Vortrag am Freitag in Budapest bei dem europäischen Handkongress *g – sieht die Welt schon wieder anders aus, aber heute ist es nun so. Eine Mission habe ich auf jeden Fall noch – als nächstes kommen die Meisterschaften der Ärzte und Apotheker. Und im Anhang noch ein paar Fotos von heute – einem top organisiertem Wettkampf mit tollen Einzelstrecken (bis auf die Radstrecke, die teilweise mal wieder zum nicht „fairen“ Fahren ausgenutzt wurde…) …See you next year?!